In der Praxis erlebe ich immer wieder, wie Unternehmer beim Unternehmensverkauf versuchen, Kosten zu sparen, indem sie auf Beratung verzichten. Dabei handelt es sich häufig um ein vermeintlich logisches Sparpotenzial: Warum viel Geld für Berater ausgeben, wenn das Ziel ist, möglichst viel vom Verkaufserlös zu behalten? Doch leider stellt sich dieses Sparen oft als Bumerang heraus – und das in einer der kritischsten Phasen im Leben eines Unternehmens.
Ein Unternehmensverkauf ist ein komplexes Vorhaben mit vielen rechtlichen, steuerlichen und vertraglichen Fallstricken. Hier geht es nicht nur um die Summe, die am Ende auf dem Bankkonto steht, sondern um den tatsächlichen Wert, der nach Abzügen und Verbindlichkeiten übrig bleibt. Ohne fundierte Beratung fehlt oft die Sicht auf das “Kleingedruckte” – also auf die Feinheiten und Klauseln, die später immense Auswirkungen auf die finanzielle und rechtliche Situation haben können.
Als Berater und Begleiter im Nachfolgeprozess sehe ich es als meine Aufgabe, Unternehmer vor diesen Fallstricken zu bewahren. Es reicht eben nicht, einen Kaufvertrag zu unterschreiben und darauf zu vertrauen, dass der Käufer nur das Beste für das Unternehmen im Sinn hat. Ein erfahrener Berater kann aufzeigen, wo im Verkaufsprozess potenzielle Gefahren liegen und welche Klauseln besondere Aufmerksamkeit verdienen – von Haftungsthemen über Garantien bis hin zu steuerlichen Aspekten.
Ein Beispiel: Ohne adäquate rechtliche Prüfung kann eine unklare Haftungsklausel im Kaufvertrag dazu führen, dass der Verkäufer auch Jahre nach dem Verkauf noch für Altlasten zur Rechenschaft gezogen wird. Oder ein Steuerfehler wird übersehen, der im Nachgang enorme Nachzahlungen zur Folge hat. Ein Berater identifiziert und entschärft solche Risiken frühzeitig und verhindert so teure Überraschungen.
Häufig werden Berater im Verkaufsprozess als Kostenfaktor betrachtet, aber diese Perspektive ist kurzsichtig. Denn was viele Unternehmer nicht berücksichtigen, sind die potenziellen Kosten im Nachgang eines schlecht verhandelten oder unzureichend geprüften Verkaufs. Der vermeintliche Spareffekt verpufft spätestens dann, wenn langwierige Rechtsstreitigkeiten oder steuerliche Nachforderungen das erhoffte Verkaufsergebnis mindern.