Als Unternehmer einer Beratung für Unternehmensnachfolge höre ich oft von Kunden den Satz: „Ich muss doch immer am Drücker bleiben, sonst läuft nichts!“ Viele Führungskräfte und Eigentümer sehen sich selbst als unverzichtbare Säulen, ohne die das Unternehmen nicht bestehen könnte. Doch ist das wirklich der Weg zu nachhaltigem Erfolg und einem gelingenden Generationenwechsel?
Die Verantwortung abzugeben, kann Angst machen. Häufig ist es das Vertrauen in das eigene Team, das fehlt – Vertrauen, dass auch ohne ständige Kontrolle und Input von oben das Tagesgeschäft reibungslos funktioniert. Doch dieses Vertrauen zu entwickeln, ist entscheidend, um Raum für Innovationen zu schaffen und langfristig Nachfolgeregelungen zu ermöglichen.
Das Bild des „unersetzlichen Chefs“ hat sich tief in die Denkweise vieler Unternehmer eingegraben, besonders im Mittelstand. Hier wird oft gesagt: „Ich habe mein Unternehmen aufgebaut, ich kenne alle Prozesse, ich bin das Herzstück.“ Doch genau dieses Denken kann die Weitergabe an die nächste Generation erschweren. Wenn niemand außer dem Chef wirklich „am Drücker“ sein darf, entsteht eine Abhängigkeit, die auf lange Sicht zum Risiko werden kann.
In meinen Beratungen unterstütze ich Unternehmer dabei, Strategien zu entwickeln, die Verantwortung gezielt zu teilen und operative Aufgaben auf verschiedene Schultern zu verteilen. Das kann auf vielfältige Weise geschehen:
Besonders für die Unternehmensnachfolge ist es von zentraler Bedeutung, dass die zweite Generation oder die potenziellen Nachfolger bereits frühzeitig ins Unternehmen eingebunden und befähigt werden. Die Bereitschaft, Verantwortung zu teilen, ist die Grundlage dafür, dass die Nachfolge am Ende gelingt.
„Immer am Drücker bleiben“ mag kurzfristig zu Ergebnissen führen, doch langfristig hemmt es die Entwicklung des Unternehmens und die Vorbereitung einer Nachfolge. Die Kunst liegt darin, eine Balance zu finden: als Unternehmer präsent und ansprechbar zu sein, ohne operativ alles selbst steuern zu müssen.
Ein nachhaltiges Unternehmen ist eines, das auch ohne den ständigen Input seines Gründers weiter floriert. Dafür lohnt es sich, loszulassen – für das Team, für den eigenen Seelenfrieden und nicht zuletzt für eine gelungene Unternehmensnachfolge.